Landesjagdverband

Vor dem Hintergrund eines ökonomischen Schadenspotentials unterscheidet das rheinland-pfälzische Umweltministerium offensichtlich Wildarten in „gut und böse“. Vor allem unter diesem Aspekt kritisiert Kurt Alexander Michael, Präsident des Landesjagdverbandes Rheinland-Pfalz e.V. (LJV), auf dem Landesjägertag 2013 in Boppard (26. April) die geplante Landesjagdverordnung aus dem Mainzer Ministerium.

Trotz des berechtigten Protestes der Jägerschaft hält das Umweltministerium bislang am Plan fest, die Schonzeit für Rot-, Dam- und Muffelwild außerhalb ihrer Wildtierghettos abzuschaffen. Mögliche wirtschaftliche Schäden, die diese Wildtiere aufgrund ihrer Essgewohnheiten verursachen könnten, dürfen laut LJV-Präsident Michael nicht für einen Feldzug gegen sie herhalten. „Vereinfacht gesagt, hält Umweltministerin Ulrike Höfken Vegetarier ganz offensichtlich für böse und treibt deren Bekämpfung voran“, sagt Präsident Michael.

Das Umweltministerium bringt nun ein weiteres Argument, um den staatlichen Schießbefehl auf die verfolgten Damhirsche und Muffel zu rechtfertigen: Diese Wildtiere seien in Rheinland-Pfalz gebietsfremd und ihre Ausbreitung sei zu verhindern. „Die Definition der ‚gebietsfremden Art‘ stammt übrigens aus dem Bundesnaturschutzgesetz“, erklärt Michael. „Und wollte man sie stringent anwenden, würde sie zwar nicht auf Muffel- und Damwild, sehr wohl aber auf Waschbär, Marderhund und Nilgans zutreffen.“

In diesem Lichte sind die Pläne aus Mainz geradezu absurd, dem Trio Marderhund, Waschbär und Nilgans einen weitrechenden Schutz zu spendieren. „Mit der Vergabe einer offiziellen Schonzeit für diese invasiven Arten, öffnet das rheinland-pfälzische Umweltministerium ihnen quasi die Tür für eine ungehemmte Verbreitung“, so Michael. Als Beispiel nennt der Verbandspräsident das Schicksal eines Storchenpaares, das Jahrelang auf dem Gelände der LJV-Geschäftsstelle in Gensingen erfolgreich gebrütet hatte. Nilgänse vertrieben in diesem Jahr die Störche und besetzten ihr Nest.

Auch bei den Wildschweinen sollen wirtschaftliche Gründe für die endgültige Aufhebung der Schonzeit herhalten. „Hier wird nicht einmal auf eine konkrete Situation abgehoben, sondern der möglicherweise entstehende Wildschaden reicht aus, um den Grundgedanken des Tierschutzes vollkommen zu ignorieren“, ärgert sich Michael. „Ich halte diese Begründung für rechtlich höchst fragwürdig“, ergänzt er.

Falschverstandener Tierschutz ist ebenfalls der Grund für die geplante Vollschonung des Iltis‘. „Die dramatische Folge des Jagdverbotes auf den Iltis trifft das Niederwild und andere wildlebende Tierarten, denn dieses Raubtier bedroht nicht nur die Gelege von Bodenbrütern“, erklärt Michael. „Jeder Meter Krötenschutzzaun entlang der viel befahrenen Straßen unseres Landes beweist, dass ein Großteil seiner Beutetiere – im Gegensatz zum Iltis selbst – sehr wohl in ihrem Bestand gefährdet ist.“ LJV-Präsident Michael fügt hinzu, dass es keine maßgeblichen Hinweise gebe, denen zufolge der Iltis in Rheinland-Pfalz als gefährdet einzustufen wäre.

LJV-Präsident Michale nutzt die Gelegenheit und übergibt dem anwesenden rheinland-pfälzischen Umweltstaatssekretär Thomas Griese einen Ordner mit mehreren Tausend Unterstützerunterschriften für die vom LJV ins Leben gerufene Petition „PROWild in Rheinland-Pfalz“, mit der die Jäger gegen die geplante Landesjagdverordnung protestieren. Bisher haben sich fast 10.000 Menschen dem Protest des LJV angeschlossen. Bis zum 13. Mai können Naturfreunde die Petition auf www.prowild-rlp.de unterstützen.


In diesem Jahr werden keine Störche auf dem Gelände des Landesjagdverbandes Rheinland-Pfalz e.V. (LJV) nisten. Schuld daran hat die Nilgans, eine aggressive, eingewanderte Gänseart, die einheimischen Vogelarten die Nistplätze streitig macht. Deshalb werden auch viele heimische Enten und Gänse das Schicksal der Störche wohl teilen müssen.

NilgänseNilgänse brüten ab März – genau zur gleichen Zeit wie beispielsweise Störche und Entenarten. Während der Brutzeit verhalten sich Nilgänse sehr territorial und dulden keine anderen Enten- oder Gänsevögel in ihrer Nähe. Es wurde auch schon beobachtet, wie sie selbst große Graureiher angriffen, die sich dem Gelege oder der Brut näherten.

Seit sechs Jahren kamen die Störche nach Gensingen, um auf dem Gelände des LJV zu brüten. In der Zeit von 2010 bis 2012 kamen insgesamt acht Jungstörche zur Welt, die sich hervorragend entwickelten und mit den Altvögeln die Reise in den Süden antraten. Die Jungstörche wurden jedes Jahr im Sommer beringt. „Dieses Jahr wird es bei uns keine Jungstörche geben“, zeigt sich LJV-Pressereferent Klein enttäuscht. „Nicht nur unsere Mitarbeiter freuten sich über den Anblick der anfliegenden Storcheneltern. Auch viele Spaziergänger konnten die Störche bei der Aufzucht ihrer Jungen beobachten. Die Vertreibung der Störche durch die Nilgänse ist ein großer Verlust.“

Der Landesjagdverband bedauert, dass die zurzeit als Entwurf vorliegende Landesjagdverordnung des „grünen“ Mainzer Umweltministeriums eine generelle Schonzeit für Nilgänse – und zwar vom 16. Januar bis 1. August – vorsieht. Klein: „Somit werden uns künftig wohl die Hände gebunden sein, denn jagdliche Abwehrmaßnahmen sind dann in dieser Zeit nicht möglich.“ Klein hält es für nicht nachvollziehbar, dass eine Umweltministerin, deren Partei sich den Tier- und Artenschutz auf die Fahnen geschrieben hat, einer so aggressiven und invasiven Art, wie der Nilgans, eine Schonzeit einräumt: „Da steht wieder einmal die Ideologie über der Vernunft.“

Der Landesjagdverband Rheinland-Pfalz e.V. (LJV) wendet sich mit einer Petition gegen die geplante Landesjagdverordnung an die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken.

PROWild in Rheinland-Pfalz„Teile der vom rheinland-pfälzischen Umweltministerium geplanten Landesjagdverordnung sind tier- und artenschutzfeindlich“ betont LJV-Präsident Kurt Alexander Michael. „Um der Artenvielfalt in Rheinland-Pfalz eine Stimme zu geben, richten wir uns mit einer Petition an die für die Jagd zuständige Ministerin Ulrike Höfken.“ 

Der LJV fordert in seiner Petition das zuständige rheinland-pfälzische Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten dazu auf, die einheitliche, landesweit geltende Schonzeit für Rot-, Dam- und Muffelwild auch außerhalb der Bewirtschaftungsbezirke beizubehalten, die Schonzeit für Schwarzwild – vor allem für Bachen – wieder einzuführen, die bisherige Jagdzeitregelung für das Rehwild beizubehalten, die Jagd auf den Beutegreifer Iltis auch weiterhin zu ermöglichen und ein nachhaltiges Rotwildmanagement durch die Beibehaltung der Güteklassen zu ermöglichen.

„Wir möchten mit dieser Petition einen Zwei-Klassen-Tierschutz verhindern, der auf der einen Seite – richtigerweise – Schonzeiten für Füchse vorsieht, doch auf der anderen Seite Wildarten, die sich vegetarisch ernähren, als Waldschädlinge regelrecht bekämpft“, erklärt Michael.

Hintergrundinformationen sind auf der Seite www.prowild-rlp.de zu finden. Interessierte können die Petition unterstützen, indem sie sich an der Online-Petition beteiligen, dem LJV eine E-Mail senden Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder die Unterschriftsliste auf der genannten Homepage downloaden und an folgende Adresse senden:

Landesjagdverband Rheinland-Pfalz e.V.
Postfach 27
55453 Gensingen
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!